Davide Oppizzi wurde 1971 in der Schweiz geboren und studierte an der Kunstgewerbeschule Ecole d'Arts Décoratifs. 2001 gründete er seine Architektur- und Designfirma "DCUBE" in Genf, mit der er Designs für internationale Möbel-, Beleuchtungs-, Mode- und Schmuckfirmen entwirft. Außerdem ist Oppizzi Professor für Industriedesign an einer renommierten Schweizer Designschule.
Was macht gutes Design aus?
Gutes Design wird von den Menschen ohne große Erklärungen verstanden und bringt Freude in ihr Leben. Es ist einfach, bescheiden und sorgt für frischen Wind im Alltag. Gutes Design erzeugt bei mir außerdem ein vertrautes Gefühl, eine Art Déjà-vu, obwohl man die Objekte zuvor noch nie gesehen hat. Im besten Fall löst gutes Design sogar Probleme und passt sich ideal an unser Ökosystem an.
Auf welches Produkt sind Sie aktuell besonders stolz und warum?
Meine Kreationen sind wie meine Kinder: Ich liebe sie alle sehr, aber muss mich nach und nach von ihnen lösen, damit sie ihr eigenes Leben leben können und ich Raum für neue Ideen haben. Die Leuchte "Curiosity" für Artemide ist sicherlich ein Entwurf, der meine aktuelle Vision von Design perfekt widerspiegelt. Der Nutzer kann individuell bestimmen, wofür und wie er sie im Raum einsetzt
Was ist Ihr Lieblingsplatz in der Wohnung und warum?
Mein liebster Platz ist die Küchentheke. Eine Art Treffpunkt des häuslichen Lebens. Hier kommen wir immer wieder alle zusammen, man unterhält sich, kann aber auch seinen eigenen Gedanken nachhängen oder, wie ich, seinen Beruf ausüben. Wenn wir Freunde zu Besuch haben, sitzen wir hier bis spät in die Nacht und trinken. Dieser Ort bringt die Menschen zusammen, kennt alle Geschichten. Und er kennt all meine Skizzenbücher, schließlich designe ich auch viele meiner Stücke an diesem Ort.
Welche Living-Trends werden uns in den kommenden Jahren beschäftigen?
Eines ist sicher: Das Thema Nachhaltigkeit wird unsere Aktivitäten in Zukunft bestimmen. Wir werden unsere digitalen und virtuellen Aktivitäten weiter ausbauen, um das Reisen zu verringern. Außerdem müssen wir unseren Alltag unserem Ökosystem anpassen, endlich aufhören, die natürlichen Ressourcen zu zerstören und unseren ökologischen Fußabdruck verkleinern. Auch Designer werden sich nicht länger hinter großen Worten wie "Ästhetik" verstecken können. Wir müssen uns alle den dringenden Fragen der Zukunft stellen.
Ihr bester Lifehack in Sachen Einrichten?
Vor ungefähr acht Jahren war ich Teil eines Fotoshootings für eine renommierte und berühmte Uhrenmarke. Am Abend vor der Eröffnung teilte uns der Manager mit, dass zehn Uhren mehr als erwartet ausgestellt werden und diese von einem verchromten Metallstab mit einem Durchmesser von exakt 3,5 mm gehalten werden müssen. Mein Team und ich hatten noch 30 Stunden Zeit und sind verzweifelt durch Geschäfte und Baumärkte gerannt. Wir haben alles ausgemessen, um einen Gegenstand zu finden, der diese Maße hat (lacht). Wir haben nichts gefunden! Bis wir an einem Grillplatz vorbeikamen. Ich sah das Grillgitter aus Chrome stieg aus und tatsächlich, es hatte einen Durchmesser von 3,5 mm. Wir waren gerettet. Der Kunde hat nie etwas davon erfahren. Aber ich muss heute noch lachen, wenn ich daran denke, dass Uhren im Wert von über 10.000 Euro an einer Grillstange hingen.
Interview by Laura Bähr
See the full magazine article SCHÖNER WOHNEN
Official website SCHÖNER WOHNEN